Der erste Schnee und Kerzenschein
Donnerstag morgen 7.11. und ich merke heute ist es anders. Alles geht schwerer und ich habe immer
wieder starkes Ziehen im Unterleib.
Die Jungs (6 und 4 Jahre) gilt es aber in den Kindergarten zu bringen und ihre kleine Schwester 15
Monate will auch versorgt werden.
Sie habe ich auch schon zusammen mit Saskia bei uns zu Hause bekommen. Die Entscheidung dazu
fiel recht spontan.
Ich hatte zwei Geburten im KH hinter mir, beide per Einleitung da über dem ET.
Beim ersten Mal ging alles gut. Aber bei der zweiten Geburt fielen die Herztöne in der Endphase ab.
Stress kam auf und unser Kind kam mit Anpassungstörungen zur Welt. Das wollte ich nicht wieder
erleben. Mir und vor allem meinem Kind nicht mehr antun.
Als die Jungs im Kindi sind, lege ich mich mit der Maus zu einem Morgen‐Nap hin. Danach holen wir
die Jungs ab.
Nach dem Mittagessen ist für alle Mittagschlaf angesagt. Da merke ich plötzlich das sind
Gebärmutter‐Kontraktionen alle 10min, nicht sehr stark aber zum Veratmen und ich schwitze sogar
unter meiner Bettdecke.
Es bleibt so bis zum Abend, aber aufgrund der drei um mich herum springenden Kinder habe ich gar
nicht wirklich die Zeit mich den Wehen zu widmen. Ich koche noch Lasagne. Das holt mich irgendwie
runter.
Mittlerweile ist mein Mann daheim und nach dem Abendessen gehe ich um ca. 19 Uhr noch eine
kleine Runde laufen, allein. Zuhause etwas durchgefroren dusche ich heiß ‐ die Wehen sind weg und
ich hundemüde. Ich geh ins Bett und da sind sie auf einmal wieder, ca. alle 10min. Aber ich kann mit
einigen Unterbrechungen von 22‐1 Uhr ganz gut schlafen. Dann wird es mit jeder Wehe intensiver
und ich stehe auf, wechsle von Toilette zu Wohnzimmer hin und her, immer in Bewegung. Dabei höre
ich mein Entspannungsprogramm: musikunterlegte Geburtsaffirmationen und eine
Regenbogenentspannung.
Das tut so gut!
Ich richte mich im Wohnzimmer ein mit Unterlagen, Handtüchern, einem Stuhl und Hocker um
verschiedene Positionen auszuprobieren. Am besten ist es im Stehen auf die Stuhllehne gestützt oder
im Vierfüßler gelehnt aufs Sofa oder den Hocker.
Um 5 Uhr wecke ich meinen Mann, brauche jetzt Beistand. Wir verbringen die Zeit weiter so im
dunklen Wohnzimmer unter Kerzenschein und Entspannungsmeditationen.
Zwischenzeitlich hat sich der Schleimpfropf gelöst. Um 6:45 Uhr schreibt er Saskia eine SMS über den
Stand der Lage, die daraufhin gleich zurückruft. Sie vereinbaren, dass sie losfährt. Um 7:40 ist die da.
Ich habe schon seit einer knappen Stunde den Drang zu drücken obwohl das Köpfchen noch nicht in
der Scheide liegt und auch die Fruchtblase noch nicht geplatzt ist.
Saskia hilft indem sie meinen Po durchschüttelt, ich dabei im Vierfüßler.
Endlich, die Fruchtblase
platzt und ich schiebe mit jeder Wehe ganz vorsichtig mit. Stehe auf. Schiebe und schiebe. Saskia ist
hinter mir und guckt von unten. Das Köpfchen ist zu sehen. Ich greife danach und schiebe das Baby
langsam raus in meine Hände.
Nika ist da. 8 Uhr.
Ich geh auf die Knie. Geschafft! Nika in meinen Armen. Zwischenzeitlich ist mein Mann
dazugekommen. Um kurz vor 8 sind die drei großen aufgewacht, haben immer mal wieder zu mir ins
Wohnzimmer hineingespäht, aber ich wollte absolute Ruhe. So musste er immer wieder hin und
herspringen zwischen Wohnzimmer und Schlafzimmer, wo die Kids auf dem Bett tobten. Er holt die
Kinder dazu.
Ich lege mich mit Nika im Arm, die gleich losgeschimpft hatte aufs Sofa und lasse sie sofort trinken.
Sie nuckelt sofort und energisch.
Währenddessen kommt die Nachgeburt. Wir lassen die Nabelschnur auspulsieren. Unser Ältester
durchtrennt sie dann mit etwas Hilfe vom Papa.
Ich habe keine Verletzungen, nur weiterhin Druck nach unten. Evtl. vom verfrühten Pressdruck. Ich
gehe duschen und fühle mich ansonsten echt gut.
Währenddessen hat es angefangen zu schneien. Der erste Schnee.
Dann kuschle ich mich mit Nika, die in der Zeit auf Papas Brust zusammen mit ihren Geschwistern
gekuschelt hat, aufs Sofa zurück. Wir essen alle Müsli und ich trinke Cola. Nika immer an der Brust.
Saskia ich danke dir von ganzem Herzen! Mit deiner Unterstützung haben wir so zwei schöne
Momente erleben dürfen.
Nein nicht nur schöne Momente, heilsame, ergreifende und unvergessliche.
Mirjam, Michael, Lionel, Vincent, Juma & Nika
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